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Die seligen Jahre der Züchtigung
Höhere Töchter in Teufen
Internatsnovelle, Tipp von Gabriele Barbey, 2. Aug. 2024
«...dass im Inneren etwas vor sich geht, was bei aller Heiterkeit düster und ein wenig krank ist.» So erinnert sich die 14-jährige Icherzählerin an ihre Appenzeller Zeit im voralpinen Töchterinstitut Bausler (in Realität Buser) in Teufen in den Fünfzigerjahren.
Gerade und zu Recht ist wieder die Rede von der Autorin Fleur Jaeggy; die 85-Jährige wird diesen Herbst für ihr Schaffen mit dem gut dotierten Gottfried Keller-Preis ausgezeichnet.
Hier geht’s um ihre Internatsnovelle, 1996 erstmals auf Deutsch, 1989 auf Italienisch erschienen, der Muttersprache der Autorin. Geboren wurde sie in Zürich, seit langem lebt sie in Mailand. Als Model, Dichterin und Mystikerin wird sie in den Deutschschweizer Medien präsentiert. Das obenstehende Cover ist ein Porträt der jungen Fleur und stammt aus ihrem Privatarchiv.
In Jaeggys Erzählung lernen die höheren Töchter im Teufner Institut Gehorsam und Disziplin als Voraussetzung für ihre zukünftigen Leben weltweit. Kontakte zur Dorfbevölkerung kommen kaum vor – auch nicht bei Besuchen in der Konditorei (Spörri).
Die Ichperson verliebt sich in die etwas ältere Frédérique, die Dunkle, Strenge, Unnahbare. Klar, dass man unbedingt wissen will, wie sich diese Beziehung entwickelt … selber lesen!
Wer sich für die Geschichte des voralpinen Töchterinstituts in Teufen interessiert, kann sie nachlesen in Frauenleben Appenzell, 1999 herausgegeben von Renate Bräuniger. (Seiten 328 bis 337).
Fleur Jaeggy: Die seligen Jahre der Züchtigung. Roman, übersetzt von Barbara Schaden. Paperback, 110 Seiten. Suhrkamp Verlag 2024
Dieser Literaturtipp wurde erfasst am 02.08.2024 um 01:08 Uhr.
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