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Unrueh
Spannende Gegend, der Schweizer Jura!
Kinotipp von Gabriele Barbey, 5. Dez. 2022
Zeit für einen Besuch im Cinétreff Herisau: Es läuft Unrueh, ein von SRF koproduzierter Film des Regisseurs Cyril Schäublin, überall gelobt. Aber attention, es ist kein Wohlfühl-Adventsfilm. Das Filmplakat, die Taschenuhr vor Waldbäumen, stammt aus der Schlussszene, die in jedem anderen Film wohl der Anfang wäre. Hier ist eben nicht nur der Inhalt, der 1872 in einer Uhrmachergemeinde im Schweizer Jura spielt, anarchistisch. Hier brechen auch Inszenierung und Kameraführung mit gängigen Sehgewohnheiten.
Die raffinierte Schlussszene lässt dann doch noch an eine Liebesgeschichte denken – zwischen Joséphine, eine der jungen Uhrenfabrikarbeiterinnen und Pjotr Kropotkin, dem plötzlich auftauchenden russischen Kartografen und baldigen Anarchisten.
Das Drehbuch basiert auf historischen Quellen und stellt eine Uhrenfabrik in den Fokus. Der Film ist aber auch aktuell und politisch (zwischendurch denke ich an Bertolt Brecht.)
Das auf den ersten Blick zeitlich streng getaktete und gleichzeitig ruhelose Kommen und Gehen – von den ArbeiterInnen bis zum Direktor – versetzt nicht nur die Filmfiguren, sondern auch uns Zuschauende in Unruhe.
PS: Auffällig auch der paneuropäische Sprachenmix: schweizerisches Französisch, Deutschschweizer Dialekte und Russisch (natürlich mit Untertiteln).
Mehr Informationen unter https://cinetreff.ch/de/programm
Dieser Literaturtipp wurde erfasst am 05.12.2022 um 22:50 Uhr.
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